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Thema: Spielsucht-Tagung 09

Spielsucht-Tagung 09

Die zweite Spielsucht-Tagung der MedUni Wien fand heuer vom 27. bis 28. März in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Bad Aussee statt.


Die Glücksspielsucht

Man schätzt, dass etwa 1 Prozent der ÖsterreicherInnen glücksspielabhängig sind. Ungefähr doppelt so viele können als problematische Spieler bezeichnet werden. Noch ist das Verhältnis Männer/Frauen drei zu eins, Experten befürchten aber, dass die Frauen aber auch hier aufholen. 70% der männlichen pathologischen Spieler beginnen mit dem Spielen vor dem 25. Lebensjahr. Zur Therapie kommen die meisten erst dann, wenn Beziehungen gescheitert sind, der Job weg ist und/oder ihnen die Schulden über den Kopf wachsen.

Neben aktuellen Zahlen, Informationen über Beratungsstellen u. ä. wurde auch über aktuelle Forschungsergebnisse berichtet. Dr. Tobias Sommer, Institut für systemische Neurowissenschaften des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf präsentierte Studien der modernen Gehirnforschung, die unter anderem die Ähnlichkeit zwischen Glücksspielabhängigkeit und substanzgebundenen Süchten zeigten.

Ein (zum Teil genetisch bedingtes) Ungleichgewicht des Dopaminspiegels führt unter anderem zum typischen Sensationseeking bei (Spiel-)Süchtigen. Riskantes Verhalten im Alltag beispielsweise beim Autofahren, aber eben auch immer Risikofreude beim Spielen sind die Folge.
Dr. Sommer: „Die Störung der Impulskontrolle zeichnet sich nicht selten schon im Vorschulalter ab. Kinder, die es deutlich schlechter als ihre Altersgenossen aushalten, auf Süßigkeiten, Belohnungen etc. eine Weile zu warten, sind stärker gefährdet, später irgendeine Form von Sucht zu entwickeln.“

Nichts geht mehr

Alkoholabhängigkeit, Borderline, (bipolare) Depressionen und andere psychische Störungen gehen oft mit Glücksspielabhängigkeit Hand in Hand. Mag. Dunja Radler präsentierte einen Überblick über aktuelle medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten, deren Erfolg so gut wie immer von eventuellen Begleitkrankheiten abhängt.

Rasche Spielabfolgen und sofortige Rückmeldungen über Gewinn oder Verlust gelten als suchtgefährdend. Entsprechend riskant sind daher Automaten in Kasinos, und Roulette in Spielbanken, Live-Sportwetten sowie Pokerpartien im Internet, bei denen es um Bargeld geht.

Die Frage „Haben Online Glücksspiele das höhere Suchtpotenzial?“ beantwortete Dr. Michael Stuller wegen Krankheit leider nicht persönlich, in seinen Unterlagen aber ganz klar. Nach einer britischen Studie aus dem Jahr 2007 zeigten deutlich mehr Personen als beim „normalen Spielen“, nämlich fünf Prozent der befragten Internet-Spieler problematisches Spielverhalten, besonders in der Gruppe der 35- bis 54-Jährigen. Unter Alkoholeinfluss nahm die Risikobereitschaft deutlich zu. In den USA sind Online-Spiele seit einigen Jahren verboten. In Österreich hat der Boom erst vor kurzem begonnen.

Vorträge an der Spielsucht-Tagung 2009

Prädisponierende Faktoren der Spielsucht
Prof. Dr. Peter Berger

Pathologisches Spielen - defizitäres Decisionmaking !?
Prof. Dr. Regina Prunnlechner-Neumann

Genderfaktoren in der Glücksspielsucht
MMag. Margarethe Zanki

Glücksspiel aus europa- und strafrechtlicher Sicht
Prof. Dr. Alois Birklbauer

Spielsucht - Neuland für die (Gesundheits-)Politik und Herausforderungen für die Zukunft
Dr. Franz Pietsch

Fakten, Mythen und offene Fragen zum (kleinen) Glücksspiel
Helmut Kafka

Präventionsmaßnahmen aus der Sicht der Industrie
Dr. Monika Racek

Neurobiologische Korrelate der Spielsucht - aktuelle Forschungsergebnisse
Dr. Tobias Sommer

Möglichkeiten und Grenzen der medikamentösen Behandlung der Spielsucht
Mag. Dunja Radler

Psychotherapeutische Behandlungskonzepte der Spielsucht
Prof. Dr. Alfred Springer

Spielplattformen im Internet - Haben Online-Glücksspiele das höhere Suchtpotential?
Dr. Michael Stuller, Dr. Gerda Kaiser

Ambulante Beratungs- & Therapienachfrage in Wien am Beispiel der "Spielsuchthilfe"
Dr. Izabela Horodecki

Spielsucht Helpline in Graz - Erfahrungsberichte
Mag. Esther Gutmann

Prädisponierende Faktoren der Spielsucht (Prof. Berger) Pathologisches Spielen - defizitäres Decisionmaking (Dr. Prunnlechner-Neumann) Genderfaktoren in der Glücksspielsucht (MMag. Zanki) Glücksspiel aus europa- und strafrechtlicher Sicht (Prof. Birklbauer) Spielsucht - Neuland für die Politik (Dr. Pietsch) Fakten, Mythen und offene Fragen zum Glücksspiel (Kafka) Präventionsmaßnahmen aus der Sicht der Industrie (Dr. Racek) Neurobiologische Korrelate der Spielsucht (Dr. Sommer) Möglichkeiten und Grenzen der medikamentösen Behandlung der Spielsucht (Mag. Radler) Psychotherapeutische Behandlungskonzepte der Spielsucht (Prof. Springer) Spielplattformen im Internet (Dr. Stuller, Dr. Kaiser) Ambulante Beratungs- & Therapienachfrage in Wien (Dr. Horodecki) Spielsucht Helpline in Graz - Erfahrungsberichte (Mag. Gutmann)